Anstriche

Seit den 1980ern verfügt der Stuckateur über eine hohe Produktvielfalt von Voranstrichen. Diese basieren auf einer veränderten Untergrundbeschaffenheit am Bauwerk, einer rationelleren Ausführung der Verputzleistungen sowie den Bauprodukten für Putzmörtel selber.

Die Produktauswahl sowie der Einsatz von Voranstrichen müssen auf den Verwendungszweck abgestimmt sein. Die häufigsten Voranstriche sind daher Neutralisieranstriche, Isolieranstriche, Tiefengrund, Haftemulsion und Haftbrücken.

Der Neutralisierungsanstrich ist ein wasseranlöslicher Voranstrich, der auf Grundputzen und anderen stark saugenden Untergründen, wie zum Beispiel Porenbeton, aufzubringen ist. Die Neutralisierung wird je nach Saugfähigkeit des Untergrundes, ggf. mit einer Verdünnung, intensiv vor den eigentlichen Putzauftrag aufgerollt bzw. aufgespritzt. Bei Außenbauteilen ist darauf zu achten, dass eine Durchfeuchtung, z. B. Regen, auf den Voranstrich verhindert wird, da der Anstrich andernfalls seine Wirkung verliert bzw. beeinträchtigt wird. Durch einen ordnungsgemäßen Neutralisierungsanstrich werden ein gleichmäßig saugender Untergrund sowie eine gute Verbindungsbasis geschaffen, die verhindern, dass es zu Ansätzen, Reibeflecken, Aufbrennen oder Fleckenbildung im Oberputz kommt.

Soll ein filmbildender Voranstrich auf Grundputzen oder anderen Untergründen erfolgen, so kommt hier ein Isolieranstrich zum Einsatz. Ziel des gleichmäßig deckenden Anstriches ist es, den Untergrund für kunststoffgebundene Deckputze zu sperren. Damit der filmbildende Voranstrich farblich nicht auf den Oberputz durchschimmert, muss vor der Ausführung des Deckputzes schon die Farbfassung feststehen, um den Isolieranstrich nach dieser Vorgabe farblich anzupassen. Es hat sich nachhaltig bewährt, immer im System zu arbeiten, das heißt, dass die eingesetzten Bauprodukte aufeinander abgestimmt sind und üblicherweise von einem Herstellerwerk geliefert werden. Der Isolieranstrich bewirkt, dass der Untergrund gleichmäßig schwach saugfähig eingestellt ist und eine starke Haftverbindung zwischen Untergrund und Deckputz erzeugt wird. Vorhandene Strukturrillen werden gut abgedichtet. Der filmbildende Anstrich ermöglicht ein einheitliches Abtrocknen sowie eine gleichmäßige Farbfassung der bearbeiteten Flächen. Bei Kunststoffputzflächen sowie im Innenbereich von Grundputzen auf Kalk-Zement-Basis hat sich der Isolieranstrich bewährt.

Der Tiefengrund, auch Grundhärter oder Putzhärter genannt, wird als wasserhaltiger oder lösungsmittelhaltiger Einlassgrund für Grundputze von geringerer Festigkeit – besonders für gipshaltige Putze – eingesetzt. Der Untergrund soll für die Aufnahme von spannungsreichen Beschichtungen, z. B. Kunststoffputze und Spachtelputze, verfestigt werden. Besonders wenn Kunststoffputze, spannungsreiche Tapeten und Fliesen als Endprodukt vorgesehen sind, müssen gipshaltige Unterputze verfestigt werden. Kalkzementputze sollten nur dann verfestigt werden, wenn ihre Tragfähigkeit nicht gewährleistet werden kann. Der Tiefengrund ist so einzustellen, dass keine Ablagerungen durch einen Oberflächenfilm entstehen. Befindet sich auf gipshaltigen Putzen eine Putzhaut, so ist diese durch Anschleifen der Oberfläche zur Sicherstellung der Saugfähigkeit des Untergrundes aufzubrechen.

Der Tiefengrund kommt regelmäßig da zum Einsatz, wo das Eindringen von Wasser oder von lösemittelstabilisierenden Harzen in die Poren der Putzschicht verhindert werden soll. Nach der Verdunstung des Tiefengrunds stabilisiert und festigt sich die zu behandelnde Fläche. Oberflächenspannungen können durch die gute Eindringtiefe des Tiefengrunds besser aufgenommen bzw. besser verteilt werden. Bei absolut maroden Putzflächen ist eine Tiefengrundbehandlung nicht mehr ratsam – hier erfolgt regelmäßig eine Erneuerung der gesamten Putzkonstruktion.

Soll eine filmbildende Emulsion auf einem Untergrund eingesetzt werden, so kommt eine Haftemulsion zur Anwendung. Durch die Filmbildung der Haftemulsion werden Putz und Untergrund miteinander verbunden/verklebt. Dies erfolgt durch das Arbeiten nass in nass, das heißt, dass erst die Haftemulsion und noch vor dem Abbindeprozess der Putzauftrag aufzutragen ist. Nach der Trocknungsphase – auch Ruhen genannt – besteht eine ausgezeichnete Verbindung zwischen dem Untergrund und dem Putz. Da beim Putzauftrag technologisch bedingt ein Trennfilm entsteht, eignet sich ein Maschinenputz in Kombination mit der Haftemulsion nur unter besonderen, vorher eingehend zu prüfenden, Bedingungen.

Bei einer Haftbrücke wird eine filmbildende Vorbeschichtung zur Vergrößerung der Kontaktoberfläche, z. B. auf eine glatte Betonfläche, erzeugt. Die filmbildende Haftbrücke bewirkt eine Verkrallung zwischen dem Putzmörtel und dem glatten Beton. Mit Haftbrücken werden schwach saugende, glatte Flächen so modifiziert, dass Putze langlebig darauf aufgetragen werden können.